Die ersten eigenständigen Meter auf dem Fahrrad sind ein einschneidendes Erlebnis im Leben eines jeden Kindes. Obgleich die ersten Versuche noch etwas holprig und wackelig sind, markieren sie dennoch einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Denken Sie einmal an Ihre eigene Kindheit zurück. Erinnern Sie sich noch an das Gefühl, als Sie die erste kleine Strecke auf Ihrem Fahrrad selbst zurücklegen konnten? Wie stolz Sie damals die Straße auf und ab gefahren sind? Indem Sie jetzt Ihrem eigenen Kind das Fahrradfahren beibringen, können Sie etwas von dieser Euphorie an die nächste Generation weitergeben. Aber Vorsicht! So einfach wie das klingt ist es meistens nicht. Sie als Elternteil sollten bei Ihren Versuchen stets im Hinterkopf behalten, dass Kinder noch nicht so weit entwickelt sind. Sie verfügen über einen geringeren Blickwinkel, ein begrenztes Richtungshören, einen noch unausgebildeten Gleichgewichtssinn sowie eine fehlerhafte Rechts-Links-Koordination. Darüber hinaus neigen Kinder gerne einmal zu Übermut und Selbstüberschätzung. Zusammengefasst bedeutet dies, dass es sich bei Kindern um „gefährliche“ Verkehrsteilnehmer handelt, welche die vorherrschenden situativen Umstände noch nicht korrekt einschätzen können. Aber ab wann können Sie Ihr Kind das erste Mal auf ein Fahrrad setzen und wie bringen Sie ihm das Fahrradfahren bei. Diesen Fragen versuchen wir in unserem Beitrag nachzugehen.
Ab wann kann ich meinem Kind das Fahrradfahren beibringen?
Studien belegen, dass die heutige Generation bereits im Alter von 2-3 Jahren das erste Fahrrad zum Geburtstag bekommt. Je früher man damit anfängt, desto besser. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um ein vorgeschriebenes Gesetz. Sie sollten Ihrem Kind das Fahrradfahren beibringen, wenn Ihr Kind dazu bereit ist. Eine festgeschriebene Altersgrenze gibt es nicht. Wichtig ist, dass Sie als Elternteil keinen Druck ausüben und abwarten, bis Ihr Kind mit dem ausdrücklichen Wunsch nach „Fahrstunden“ zu Ihnen kommt. Fakt ist, ein jedes Kind verfügt über einen anderen Entwicklungsrhythmus. Sie als Elternteil haben besagtes Tempo zu respektieren und in Ihr Vorhaben zu integrieren. Es ist ein unbestreitbares biologisches Faktum, dass der Gleichgewichtssinn sowie die motorischen Fähigkeiten bei Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt ist. Diese können allerdings geschult werden. Eine Vielzahl an Eltern lässt ihre Kinder nicht sofort an das Fahrrad. Die übereifrigen Sprösslinge sollen sich erst an Laufrädern oder Tretrollern verusuchen. Diese Herangehensweise hat durchaus seine Vorteile. Die Kleinen bekommen ein Gefühl für die Vehikel, trainieren ihre Motorik, ihren Gleichgewichtssinn sowie ihre Reaktionsfähigkeit und werden später weniger Angst vor dem Fahrrad haben. Beobachtungen haben gezeigt, dass Kinder mit Laufrad- oder Roller- Erfahrung schneller Fahrradfahren konnten.
Wie kann ich meinem Kind das Fahrradfahren beibringen?
Geduld:
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Sie konnten unter Garantie auch nicht von der ersten Sekunde an perfekt Fahrradfahren. Entscheidend ist, dass Sie ruhig und geduldig bleiben, keinen unnötigen Druck aufbauen und Ihr Kind nicht überfordern. Bringen Sie auf jeden Fall Zeit mit und lassen Sie Ermahnungen zu Hause. Ihr Kind könnte ansonsten sehr schnell die Lust am Fahrradfahren verlieren.
Ausstattung:
Früh übt sich, wer einmal ein großer Radfahrer werden will. Neben der richtigen Technik spielt auch die fachgemäße Ausstattung und Ausrüstung eine nicht zu negierende Rolle. Selbst Fahranfänger benötigen Equipment. Verwiesen sei hierbei auf ein intaktes Fahrrad in der entsprechenden Größe, eine integrierte Rücktritt-Bremse für mehr Sicherheit sowie Fahrradhelm und Schoner für den nötigen Schutz. Auf Stützräder sollten Sie verzichten. Diese vermitteln dem Sprössling ein falsches Fahrempfinden.
Umfeld:
Achten Sie bei den ersten Übungsstunden auf ein ruhiges und sicheres Umfeld. Hierfür eignen sich verkehrsberuhigte Straßen, die eigene Hofeinfahrt, asphaltierte Feldwege oder ruhige Parkplätze. Auf keinen Fall sollte die Strecke eine Wiese, Unebenheiten oder ein Gefälle aufweisen. Des Weiteren sollten die ersten Übungen stets unter Aufsicht eines Erwachsenen stattfinden.
Fahrrad kennenlernen:
Der erste Kontakt ist ausschlaggebend. Das Kind soll schon früh die Angst vor dem Fahrrad verlieren. Aus eben diesem Grund sollte Ihr Kind vor dem eigentlichen Fahrradfahren das Gerät erst einmal richtig kennenlernen und ein Gefühl dafür entwickeln. Lassen Sie Ihren Sprössling erst einmal die Bremsen testen, lassen Sie ihn ein paar Runden ohne Pedale „fahren“ und arbeiten Sie an der korrekten Haltung und Balance auf dem Fahrrad.
Bremsen und Fallen lernen:
Nachdem Ihr Kind die ersten Rollversuche erfolgreich gemeistert hat, können Sie ihm das Bremsen sowie das richtige Fallen beibringen. Bevor Ihr Kind Fahrradfahren kann, sollte es erst einmal bremsen können. Machen Sie den Fahranfänger mit den Bremsmechanismen an seinem Rad vertraut. Auf diese Art und Weise verhindern Sie, dass Ihr Sprössling bei höherer Geschwindigkeit Panik bekommt und die Kontrolle über sein Fahrrad verliert.
Auch Fallen will gelernt sein. Keine Angst vor Stürzen! Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Stürze zum Fahrradfahren dazugehören und üben Sie mit ihm oder ihr die richtige Falltechnik. Gehen Sie hierfür bitte auf eine Wiese oder in den Garten.
Anfahren üben:
Das Anfahren auf dem Fahrrad ist die Königsdisziplin. Wer das beherrscht, kann nach ein paar Übungsrunden auch Fahrrad fahren. Hieraus resultierend ist es nicht verwunderlich, dass Kinder vor dem Anfahren die meiste Angst haben. Sie als Elternteil können Ihrem Nachwuchs die Angst nehmen und gezielt Hilfestellung leisten. Geben Sie Ihrem Kind einen kleinen Schubs und lassen Sie es die ersten wackeligen Meter auf dem Fahrrad bewältigen. Sobald der Fahranfänger sicherer wird und eigenständig in die Pedale tritt können Sie als Elternteil an seinem Gleichgewicht sowie an der korrekten Haltung auf dem Fahrrad arbeiten. Auf keinen Fall sollten Sie Ihr Kind stützen oder das Fahrrad festhalten. Das ist zwar sicherer für Ihr Kind, wirkt sich aber negativ auf den Lernprozess- und Entwicklungsprozess aus.
Üben! Üben! Üben!
Die erste Hürde ist genommen. Je häufiger Ihr Nachwuchs auf das Fahrrad steigt, desto sicherer und routinierter wird sein Umgang mit dem Rad. Sie werden sehen, schon bald können Sie sich an schwierigere Aufgaben wie beispielsweise Kurven oder Hindernisse umfahren herantrauen.
Fazit
Dem Nachwuchs das Fahrradfahren beizubringen ist ein ganz besonderes Erlebnis im Leben aller Eltern. Mit ein paar hilfreichen Tricks und Kniffen können Sie und Ihr Kind die neue Herausforderung schnell und einfach meistern. Zeigen Sie als Elternteil viel Geduld und überfordern Sie Ihren Sprössling nicht. Führen Sie ihn behutsam an das Fahrradfahren heran und üben Sie mit ihm kontinuierlich die korrekte Abfolge. Zeigen Sie dem Fahranfänger wie man richtig bremst und nehmen Sie ihm oder ihr die Angst vor der großen Hürde.